Buchvorstellung von Andrea Delias

Autor Dr. med. Steven R. Gundry

Der Herzchirurg Dr. Gundry dachte, ihm würde es im Alter genauso ergehen wie seinem Vater: Übergewicht, eingeschränkte Mobilität etc. Und tatsächlich litt er jahrelang genau darunter, sowie unter starker Arthritis und täglichen Migräneanfällen. Er lief 40-50 km pro Tag. Und er dachte, er würde sich gesund ernähren. Die obigen Symptome hielt er für normale Alterserscheinungen, zudem machte er die „schlechten Gene“ dafür verantwortlich.

Auf dem OP-Tisch sah er täglich verstopfte Arterien und arthritische Wirbel. Fälle mit großen Mengen schwammiger Plaque häuften sich, oftmals war eine Bypass-OP fast nicht möglich. Gundry erklärt, wie Herzerkrankungen (u. a. defekte Herzklappen) seiner Meinung nach entstehen. Diese Meinung weicht von dem ab, was er während des Studiums gelernt hat.

Schließlich kehrte Dr. Gundry dem OP-Tisch den Rücken und eröffnete eine Praxis, bei der Prävention und die Umkehr von Krankheiten im Vordergrund stehen. Patienten, die in seine Praxis kommen, stehen oft kurz vor Hüft- oder Knie-OPs (künstliches Gelenk) oder haben Herzprobleme (wer unter dem einen leidet, bekommt laut Gundry meistens auch das andere!). Durch sein Ernährungs- und Gesundheitsprogramm (LL-LFE genannt) können viele Patienten wieder völlig regenerieren.

Die Wichtigkeit der Darmflora

Die Darmflora mit ihren vielen Bakterien bildet das sogenannte Mikrobiom und ist für Gundry der Schlüssel zur Gesundheit. Im Buch geht es um die vielen Stoffe, die die Darmflora schädigen, neben der Ernährung spielen auch Umwelt- und Ackergifte (u. a. Glyphosat) und Chemie in Körperpflegeprodukten sowie Antibiotikaeinnahme (auch über Fleisch/Massentierhaltung) eine große Rolle. Auch Süßstoff und Zucker stehen auf der roten Liste, wobei Gundry auch vor zu viel Obst warnt. Und natürlich geht es um alles, was die Darmschleimhaut schützt und aufbaut (Buttersäureester, Polyamine, Polyphenole etc., mehr im Buch), so dass es gar nicht erst zu Inflammaging kommt. Inflammaging ist eine Wortkreation von Wissenschaftlern aus der Altersforschung, die entstand, weil so viele ältere Leute unter Entzündungen leiden. Daher „inflamm-aging“ = Entzündung + Alter. Diese Entzündungen haben ihren Ursprung im Darm und sind letztendlich die Ursache aller Krankheiten, von Herzerkrankungen über Diabetes hinzu MS usw.

Heilerfolge

Die Heilungsergebnisse von Dr. Gundry können sich sehen lassen: 94 % der Patienten, die an seinem Programm teilnahmen, waren symptomfrei, nachdem sie 6 Monate an seinem LL-LFE-Programm teilgenommen hatten. Gundry und einige seiner Kollegen gehen übrigens davon aus, dass 100 % der Bevölkerung zu einem gewissen Grad an durchlässiger Darmwand leiden. Auch Schmerzmittel, die in den USA wie Bonbons eingeworfen werden, tragen dazu bei. Auch hierzulande greifen viele Leute regelmäßig zu Ibuprofen oder Diclofenac…

Den Mangel an Magensäure und die dadurch schlechte Eiweißverdauung spricht auch Dr. Gundry an (ist derzeit ja in aller Munde). Statt Selleriesaft, wie Anthony William zur Magensäurebildung empfiehlt, verwenden seine amerikanischen Arztkollegen Backpulver, das in Wasser aufgelöst wird. Wurzel-Leser bevorzugen sicherlich Selleriesaft!

Leider bringt Dr. Gundry viele Beispiele aus Tierversuchen, die seine Thesen untermauern sollen. Das finde ich schade, zudem ja auch genügend menschliche Beweise vorliegen. Ich lehne Tierversuche aus ethischen Gründen ab. Die Übertragbarkeit der Ergebnisse ist zudem fraglich.

Lektinfrei leben?

Selbst wenn man nicht alles zu 100 % übernehmen möchte, was Dr. Gundry empfiehlt, so kann sich doch jeder die Dinge rauspicken, die er gut und gerne umsetzen kann. Ich möchte z. B. nicht auf Tomaten, Buchweizen, Gartenbohnen, Gurken etc. verzichten, meine Kinder nicht auf Kartoffeln und Quinoa. Diese Lebensmittel enthalten Lektine, die unser Körper laut Gundry nicht richtig verarbeiten kann und die sogar Autoimmunkrankheiten auslösen können. Ich denke, es kommt immer auf die Menge an. Unter den Völkern, die sehr langlebig sind, sind auch die Nicoya auf Costa Rica, die sich hauptsächlich von Mais, Bohnen und Reis ernähren. Alles Lektin-Bomben, doch wenn man Stress, Umweltgifte, Plastikverpackung, Zucker, Weißmehl etc. weglässt und lebt wie ein Naturvolk, kann der Körper offensichtlich mit ein paar Lektinen zurechtkommen. Siehe auch den Artikel von Henning Müller-Burzler in der Wurzelzeitschrift 01/20 ab S. 14. Demnach wird bei gesunder Verdauungsleistung ausreichende Mengen des Enzyms Phytase gebildet wird, um den Fraßstoff Phytinsäure abzubauen. 

Andererseits schreibt Gundry von Elefanten, die sich in Gefangenschaft von Heu und Getreide ernähren müssen, bzw. aufgrund Zerstörung ihres Lebensraums in Grassavannen leben. Dies führt, da sich Elefanten normalerweise ausschließlich von Baumblättern ernähren, zu koronaren Herzerkrankungen. Ebenso wie bei den Elefanten ist unser Körper nicht auf die Lektine in Gräsern angepasst. Dies (und auch alle anderen Theorien) wird ausführlich wissenschaftlich erklärt.

Recycling

Haben Sie schon von Autophagie gehört? Bei diesem Vorgang baut der Körper schwache und defekte Teile ab, recycelt die Stoffe und erschafft daraus neues, gesundes Gewebe. Dieser Vorgang kann nur unter Zellstress stattfinden, wie z. B. beim Fasten. Dies weckt sogar die Stammzellen aus ihrem Dornröschenschlaf und das ganze Immunsystem wird regeneriert. Deshalb sind Kalorienrestriktion und Kurzzeitfasten wichtige Bestandteile von Dr. Gundrys Programm.

Darmbakterien, die die Darmschleimhaut aufbauen und im Alter immer weniger werden, z. B. die Akkermansia muciniphila, lieben den Nahrungsverzicht ebenso wie den Pu-Erh-Tee.

Dr. Gundry empfiehlt einige Nahrungsergänzungen. Seiner Meinung nach sind Vitamin D3 und die B-Vitamine unerlässlich, fast alle seine Patienten haben einen Mangel an diesen Stoffen.

Jahreszeitlicher Verlauf

Tiere in der Natur und Ur-Völker haben je nach Jahreszeit eine unterschiedliche Ernährung und daher auch ein variierendes Mikrobiom. Auch wir sollten uns wieder mehr gemäß der Saison ernähren und phasenweise – vor allem im Winter – die Kalorienzufuhr einschränken. Unsere Vorfahren mussten immer wieder Hungerperioden überstehen, während dieser Zeiten stellte der Körper von Glucose- auf Fettverdauung um. Fett ist eigentlich der Lieblingsbrennstoff des Körpers, doch wenn ständig Nahrung zugeführt wird, muss der Körper immer den gerade anfallenden Zucker (Kohlenhydrate und auch zu viel Eiweiß werden in Zuckermoleküle zerlegt) verwerten. Die ständige Wachstumsphase, in der sich die zivilisierten Menschen befinden, bildet ideale Voraussetzungen für Krebswachstum. Deshalb sollte jeder, der gesund alt werden möchte, regelmäßig Kalorienrestriktion betreiben. Der Autor beschreibt, wie Krebszellen ausgehungert werden können.

7 Mythen

Rund ums Thema „gesund altern“ gibt es jede Menge Theorien, die Gundry unter die Lupe nimmt und z. T. als unwahr entlarvt, etwa über die Mittelmeer-Diät, Cholesterin, tierisches Eiweiß, gesättigte Fette usw.

Herzkrankheit oder Krebs

Diese beiden Krankheiten hängen über der Menschheit wie ein Damoklesschwert. Gundry hat als Herzchirurg einen Einblick bekommen, inwieweit der Zustand des Herzens mit der restlichen körperlichen Verfassung zusammenhängt. Eine intakte Darmflora und Herzprobleme gäbe es praktisch nicht. Letztendlich hängt alles am Immunsystem und damit am Verdauungstrakt.

Das Buch ist auch gut geeignet zum Weitergeben an Normalköstler, besonders, wenn noch Fleisch verzehrt wird. Rind, Schwein und Lamm sind ganz besonders schädlich, dadurch kann es im Körper zu falschen Immunattacken kommen – aber auch wegen Milchprodukten, Getreideerzeugnissen etc. Gundry selbst stammt aus einem Rinderzüchter-Gebiet und hat früher selbst viel Fleisch gegessen. Er bemerkte den großen Unterschied, als er tierisches Eiweiß stark einschränkte.

Muskelschwund im Alter

Der Autor geht auch noch auf den weitverbreiteten Muskelschwund im Alter hin. Neben mangelnder Bewegung und negativen Glaubenssätzen spielt auch hier wieder der Darm eine große Rolle, denn wenn wichtige Nährstoffe ihr Ziel nicht erreichen und stattdessen Schadstoffe über die Darmwand in den Körper gelangen, kommt es zu vorzeitigem körperlichen Verfall.

Gundry erklärt sehr verständlich, wie es zur Alterskrankheit Alzheimer kommt und wie man diese effektiv vorbeugen: Neben der richtigen Ernährung auch durch „Gehirnspülungen“. Diese sind einfach zu praktizieren und haben vielerlei gesundheitliche Vorteile.

Sogar Depressionen und Angstzustände hängen mit unserem Darm zusammen. Wenn man depressiven Menschen Stuhleinläufe von Gesunden verabreicht, verbesserte sich durch das veränderte Mikrobiom der seelische Zustand der Patienten deutlich.

Seit mehreren Jahren gibt es Labortests, die messen können, wie häufig Lektine und andere Schadstoffe, die im Körper Entzündungen hervorrufen, durch die Darmwand dringen.

Man ist so gesund, wie man aussieht, deshalb ist es gut, wenn man versucht, bis ins hohe Alter vital und attraktiv auszusehen. Gundry geht auch auf Fettleibigkeit, Schilddrüsenstörungen, MS, Vergesslichkeit etc. ein. Und darauf, wie Blaulicht unser Hormonsystem verwirrt und zu Fressattacken führt. Denn im Sommer, wenn es länger hell ist, sollen wir Fettpolster für den Winter anlegen. Sitzen wir im Winter abends aber vor dem PC, Fernseher oder einfach unter der hellen Leselampe, denkt der Körper, es wäre Sommer und an der Zeit, Vorräte einzulagern. Hier hilft eine Blaulicht-Brille (siehe www.die-wurzel-shop.de/rohkostprodukte/wurzel-utensilien/70/pc-blaulicht-schutzbrille ), die ich seitdem auch abends beim Lesen verwende. Diese erleichtert auch das Einschlafen. Gundry verweist auch auf die Wichtigkeit von genügend Schlaf und gibt wertvolle Tipps, die die nächtliche Regeneration fördern.

Präbiotika sind ein guter Dünger für die Darmbakterien, doch damit sich die guten, und nicht die Schadbakterien vermehren, benötigen wir Lebensmittel, die die Darmwand stärken. Darunter fallen viele leckere, bei Rohköstlern beliebte Lebensmittel, z. B. Beerenobst, Avocados, Pilze, Nüsse u. v. m.

Alles in allem ein sehr informatives, gut recherchiertes Buch, aus dem ich selbst einige nützliche Tipps entnommen und in meinen Alltag integriert habe.

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