Kürzlich fragte mich eine Bekannte, was meine Meinung zum Anthony William-Hype wäre. Nach dem Gespräch rief sie mich nochmal an und meinte, ich solle doch einen Bericht darüber schreiben. Denn viele Leute würden geradezu fanatisch den Hinweisen in den Büchern folgen…

Ich habe auch gelesen, wie wichtig Selleriesaft für die Magensäureproduktion sein soll. Das mag stimmen. Doch ich persönlich halte nichts davon, so eine Kur im tiefsten Winter zu machen, wenn der Stangensellerie von weit her kommt und höchstwahrscheinlich mit Nitrat belastet ist. Zudem kostet er viel mehr, wenn er nicht aus der Region kommt und er enthält viel weniger gute Stoffe. Daher würde ich mit so einer Kur warten, bis der Stangensellerie im Bioladen wieder aus deutschem Freilandanbau stammt (statt aus der Folienlandschaft bei Alermía/Spanien).

Das heißt nicht, dass wir im Winter nie Stangensellerie aus Spanien oder Italien kaufen. Ich würde ihn jedoch um diese Jahreszeit nicht kistenweise zum Entsaften kaufen.

Dort, wo Anthony William lebt, herrscht ohnehin ein ganz anderes Klima als bei uns. In Kalifornien lebt es sich ganz anders… da gibt es vielleicht auch das ganze Jahr über Stangensellerie in bester Qualität.

Im Sommer, als ich eine Gurkenschwemme hatte, nahm ich mir vor, die Gurkensaftkur zu machen, die Anthony William ebenfalls in einem seiner Bücher empfiehlt. Nachdem ich einige Tage abends den Gurkensaft getrunken hatte, spürte ich einen starken Widerwillen, noch weitere Tage diesen Saft zu mir zu nehmen. Alles in mir sträubte sich gegen den Gurkensaft, nur mein Verstand sagte: “Los, trink den Saft! Die Gartengurken sind gesund, kostenlos und reichlich vorhanden. Also, ab zur Saftmaschine!” Jeder kennt diese Konflikte zwischen Körper und Verstand und oft ist es auch gut, auf den Verstand zu hören (wenn er einen z. B. auffordert, Sport zu machen und nicht nur faul rumzusitzen). In diesem Fall habe ich auf meine Körper gehört, weil sich das richtig anfühlte. Ich aß am nächsten Abend ein Rohkostbrötchen mit Salat und verschenkte die übrigen Gurken…

Man kann schon mal eine Kur durchziehen und es muss auch nicht alles schmecken, was der Gesundheit dient (Vitamin K2-Tropfen schmecken z. B. auch nicht toll). Doch sollte man dennoch die innere Stimme nicht völlig übergehen und den Körper vergewaltigen, in dem man ihm Stoffe aufzwingt, die er nicht haben möchte und vielleicht im Moment auch nicht braucht.

Jeder Körper ist anders und was wir brauchen ändert sich auch in jedem Moment. Ein 150 kg Mann, der neu auf die Rohkost gestoßen ist, benötigt sicher eine andere Kost (sanft entschlackend, abbauend), als ein schlanker Langzeit-Rohköstler, der eher eine aufbauende Kost braucht und nicht mehr viel zum Entschlacken hat. Manche Leute entschlacken, bis sie sich fast auflösen.

Jemand, der viel Sport treibt, braucht ebenfalls eine andere Kost als jemand, der nur herumsitzt. Der eine hat zudem viel Stress, der andere nicht. Das alles spielt eine wichtige Rolle.

Ich wende seit einigen Jahren einen kinesiologischen Körpertest an, um Lebensmittel auszutesten. Wie man den Test erlernt, erfährt man im Buch von Amy Sher „Heile Dich selbst, wenn es sonst keiner kann“ (ich habe 2019 einen Workshop zu diesem Thema angeboten, ggf. wird auch 2020 einer stattfinden). Das Ergebnis kann je nach Tageszeit anders ausfallen. Nach dem Sport mag sich der Körper über einen Chlorella-Drink freuen. Nach dem Mittagessen sagt er vermutlich „Nein“, obwohl Chlorella immer noch ein gutes Produkt ist. Nur passt es im Moment eben nicht.

Anthony William verfügt über viel Wissen und einige Detox-Tipps sind genial. Aber wie erwähnt, nicht für jedermann und zu jeder Zeit… Daher würde ich eine Sellerie-Saftkur in der entsprechenden Saison machen und zusätzlich regelmäßig testen, ob mein Körper die Stoffe braucht oder nicht. Wenn sich eine extreme Abneigung einstellt, würde ich die Kur abbrechen. Das Leben, das Essen und Trinken sollen auch Freude bereiten. Verbissenheit und Unglücklichsein führen sicher nicht zu strahlender Gesundheit.

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